Heute steht der zweite große Hike bevor. Wir stehen früh auf und packen alles zusammen. Nach dem Frühstück geht’s los. Wir fahren Richtung Startpunkt. Auf dem Weg dorthin, genauer gesamt 6km davor die erste Ernüchterung: Der weitere Weg ist für Wohnmobile gesperrt! Na toll. Was jetzt. Wir stellen uns erst einmal auf den Parkplatz und schauen uns um. An einer Laterne steht ein Schild, es gäbe einen Shuttlebus, den man einen Tag vorher reservieren muss. Er Fährt um 6:50 und und 7:50. Jetzt ist es 7:45.Wir kaufen schnell ein Parkplatzticket und spurten zur Haltestelle. Der Bus kommt und nimmt uns für 50NOK/Person mit. In wenigen Minuten sind wir oben am Startpunkt. Das Wetter ist ganz gut. Hier oben ist schon einiges los. Die Wegführung wurde die letzten Jahre immer wieder geändert. Früher gab es eine Schienenbahn, die das steile Anfangsstück überbrückt hat, diese ist aber schon lange stillgelegt. Jetzt, da eine neue Straße gebaut wurde, ist sogar teilweise die alte Schienenstrecke entfernt worden. Früher gab es zwei Wege und die Schienen. Die oft verbotenerweise benutzt wurden. Jetzt führ eine Straße über unzählige Serpentinen die ersten 4km nach oben und verschafft einem so in kurzer Zeit 400 Höhenmeter und Schweiß. Dann geht es einen ebenfalls neu angelegten Weg weiter. Die gesamte Strecke ist super ausgeschildert, jeden Kilometer steht ein Schild. Teilweise kommt man sich vor wie bei einer Karawane, so viele Menschen laufen den Weg. Allerdings entzerrt es sich dann im steileren etwas. Nachdem der Weg über eine Ebene geführt wurde, geht es mit mehreren großen Stufen eine Art Treppen hinauf. Die nächsten Höhenmeter werden gemacht. Jetzt fängt es leicht an zu nieseln. Zum Glück aber nicht lange. Wir laufen stetig weiter und kommen zu einer weiteren Ebene mit super schönen Seen und einen tollen Blick auf einen Stausee im Tal. Wir sehen auch die ersten Schneefelder noch nahem. Nach ca. 10km kann man das erste Mal einen Blick Richtung Tunga erhaschen, wenn man weiß wo sie sich befindet. Der Weg ist mittlerweile eine Abwechslung von Steinen und Schlamm, manchmal führt er über Bachläufe aber insgesamt ist er richtig gut wanderbar. Dann nach 3:35h und ca. 14km sind wir da: die Trolltunga. Es handelt sich um eine Felszunge, die über den Abgrund ragt. Auf diese Zunge kann man sich drauf stellen und so herrliche Bilder machen. Das mit den Bildern ist so eine Sache. Da viele Menschen unterwegs sind, hat sich hier eine Schlange gebildet. Allerdings funktioniert das hier oben super! Jeder wartet brav, bis der Vordermann seine Bilder auf der Tunga im Kasten hat. Alles in Allem stehen wir fast 1h und hier oben ist es ziemlich kalt. Kurz bevor wir auf die Tunga können, fragen wir eine Frau, ob sie mit unserer Kamera Bilder machen kann, dann geht es los! Aif die Zunge fertig — Bilder! Nach den Bildern laufen wir noch etwas umher und sehen uns das Treiben an. Dann machen wir uns auf den Rückweg. Es warten ja wieder 14km auf uns. So an sich ist der Weg nicht schwer, nur der Rückweg zieht sich halt dann. Die Streckenführung ist gleich dem Herwanderweg. An der Serpentinen gegen Ende angekommen machen wir noch ein paar Bilder von den Resten der Schienenbahn und kommen nach 7:02h und 27,80km wieder am Ausgangspunkt an. Dabei haben wir 1.271m positive Höhe überwunden. Wir stehen aber ja nur am Ausgangspunkt. Unser Wohnmobil steht 6km weiter auf dem Parkplatz. Der Bus kommt erst in gut 1h. Daher kommen wir auf die Idee uns auf den Parkplatz zu stellen und strecken den Daumen raus, wenn Autos vorbeifahren. Bei den ersten paar haben wir einfach kein Glück. Dann fährt ein Auto mit NL-Kennzeichen vorbei – wir strecken wieder den Daumen raus – das Auto fährt vorbei – bremst – fährt zurück zu uns und der Beifahrer macht das Fenster runter. Er fragte wohin wir wollten und wir antworten, dass wir nur die 6km zum Parkplatz müssen. Er meint, sie haben leider die Rücksitze umgelegt und alles voller Gepäck. Würden uns aber mitnehmen, wenn einer sich im Kombi in den Kofferraum setzt und der andere quasi zwischen Fahrer und Beifahrer. Also so halb auf Bremse und Beifahrersitz. Wir bedanken uns sehr und sagen zu. Er steigt aus und mach uns hinten im Kofferraum platz, ich spring mit Rucksack und Kamera rein, Marcus geht mit nach vorne. So tuckern wir die 6km Serpentinen hinunter. Auf der Fahrt unterhalten wir uns etwas. Die beiden haben in Bergen vor ein paar Tagen ihre Tour begonnen und wollten die Trolltunga eigentlich schon gestern laufen, aber das Wetter war zu schlecht. Als weiteres Ziel haben sie auch den Kjerag auf dem Programm. Wir erzählen auch etwas, was wir schon gemacht haben und dass wir noch fast 4 Wochen on tour sind. Nach kurzer Zeit sind wir am Parkplatz. Wir bedanken uns noch einmal sehr herzlich und wünschen den beiden eine gute Weiterfahrt. Wir laufen zum Wohnmobil und ziehen unsere Wanderklamotten aus und futtern erst einmal ein Eis. Dann machen wir uns auf den Weg zu einem schöneren Campingplatz als der in Odda. Dieser war schon etwas sehr Mittel zum Zweck. Hätten wir auf den Bus warten müssen, würden wir immer noch oben stehen. Nach kurzer Zeit kommen wir am Campingspatz Eikhamrane Camping an. An der Rezeption steht ein Schild, dass nur zwischen 20:00 und 22:00 Uhr jemand da sei und man sich einen Platz suchen soll. Wir stellen uns auf den Stellplatz und genießen den herrlichen Ausblick auf den Fjord. Dann schauen wir, was wir morgen so machen wollen. Da wir Hunger haben, kochen wir unser Abendessen und futtern. Dann gehen 20:00 gehen wir zur Rezeption und bezahlen den Stellplatz und tauschen Münzen für die Dusche. Denn Dusche muss heute definitiv sein. Später am Abend kommen noch weitere Camper unter anderem auch ein VW Bus aus Stuttgart. Dieser quetscht sich direkt vor uns … Wir haben quasi nur noch 2m vor der Türe. So etwas geht normalerweise gar nicht. Vor Allem, wenn noch genug Platz frei ist. Uns ist es heute aber egal. Wir gehen relativ früh schlafen und freuen uns darüber, dass es heute fast gar nicht geregnet hatte und hoffen auf weitere solche Tage.