Unsere erste echte Gletscherwanderung – Nigradsbreen

Heute ist der große Tag für etwas Neues. Daher stehen wir sehr früh auf und frühstücken, dann packen wir alles zusammen und machen uns auf den Weg. Wir müssen noch ca. 1h fahren bis wir am Startpunkt sind. Die Tickets haben wir ja schon vor ein paar Tagen gebucht.
Es geht auf den Gletscher Jostedalsbreen – oder besser gesagt auf einen Ausläufer der insgesamt 24 Zungen, den Nigradsbreen.
Wir fahren zunächst auf den Parkplatz und ruhen noch etwas, da wir super gut durchgekommen sind.
Dann kurz vor 10:00 Uhr gehen wir zum Treffpunkt und bekommen unsere Ausrüstung in unsere Gruppe sind sechs Personen plus der Guide. Unser Guide erklärt kurz was wir bekommen und stellt sich vor. Er kommt aus Nepal und macht hier für drei Monate die Gletschertouren, dann ist er wieder in Nepal und führt dort ebenfalls Gletschertouren und Hochgebirgetouren bis auf die 8000er. Er meinte scherzhaft er zählt nur die 8000er, die 6000er zählt er gar nicht mehr. Wir bekommen jeder einen Helm, einen Eispickel und Crampons, also eine Steigeisen für die Schuhe. Handschuhe und Verpflegung haben wir selbst mitgebracht. Außer uns sind noch ein Paar aus Australien und eins aus Slowenien mit von der Tour.
Um 10:30 Uhr laufen wir zum Bootssteg. Es gibt zwar einen Fußweg bis zum Gletscher, aber mit der Überquerung des Sees geht es etwas schneller. Auf der anderen Seite angekommen laufen wir zunächst einmal weiter Richtung Gletscher. Dabei überqueren wir einen tosenden Gletscherbach über eine Hängebrücke, die ganz ordentlich wackelt und schaukelt. Kurz vor dem Gletscher machen wir halt. Jeder bekommt noch einen Sportklettergurt und wir ziehen die Crampons an.
Da wir die BlueIce Spezial Tour gebucht haben gibt es für uns etwas besonderes, daher u.a. der Helm. Wir sehen hier sehr viele Gruppen, meist 10-17 Personen, die die normale Tour machen.
Kurz bevor es losgeht, werden wir alle mit einem Seil verbunden, so dass beim Aufstieg und beim Wandern auf dem Gletscher keiner in eine Spalte stürzen kann o.ä. Irgendwie sieht es aus, als ob wir ein Strafbatallion sind, so aneinander gebunden.
Dann gehen wir noch ein kurzes Stück und wir stehen direkt vor dem Eis! – Ein sehr eindrucksvoller Moment. Es schimmert in hellem blau – manche Bereiche sind Weiß und andere mit einer schwarzen Schicht überzogen und überall plätschert Wasser.
Der Aufstieg ist zunächst über einige Stufen. Nach den Stufen weichen wir mit unserer Tour von der einfacheren ab. Wir gehen über die Eisflächen. Es ist alles sehr erhaben und super eindrucksvoll. So viel Eis und überall schimmert es in blau; mal ist das Eis fast durchsichtig wie Glas, mal milchig weiß. Nach einer kurzen Strecke zeigt uns der Guide einen Wasserfall mittem im Gletscher. Das Wasser fällt zunächst senkrecht in eine Spalte, dann läuft es in sehr engen Serpentinen weiter hinunter. Alles aussenherum ist Glasklares Eis – Wahnsinn!
Dann geht die Tour weiter. Wir kommen zu einem Tunnel. Er meinte wir sollen einmal kurz warten und klinkt sich auch dem Seil aus. Er steigt zum Tunnel hinab und bearbeitet etwas die Eisfläche die rechts und links von einem weiterem Eiswasserbach ist.Dann führt er uns ebenfalls hinunter und wir machen in zweier Gruppen Bilder. Echt Hammer! Das blaue Eis – der Eistunnel – das Wasser – gigantisch!
Danach laufen wir noch etwas den Gletscher hoch und sogar die Sonne zeigt sich. Nach insgesamt zwei Stunden Wandern auf dem Eis kommen wir zum LunchPoint. Wir stehen ziemlich weit oben auf der Gletscherzunge und dennoch sind wir nur ein klitze kleines Stück vom Gletscher hochgelaufen. Die Menschen unten am Ende des Gletschers wirken hier schon super klein. Man realisiert jetzt wie gigantisch groß dieser Gletscher ist!
Nach der Pause geht es weiter zum nächsten Highlight. Wir laufen zu einer fast senkrechten Eiswand und der Guide befestigt oben ein Seil.
Jetzt darf jeder Toprope gesichert mit zwei Eispickel und den Crampons die senkrechte Wand hinaufklettern. Es macht so super viel Spaß. Erst mit den Eispickels rechts und links halt finden, dann die rechten und linken Füße komplett waagerecht mit den Crampons im Eis verankern und hochdrücken. Hoch geht es eigentlich immer nur mit den Beinen. Die Arme sichern nur. Dann die Eispickel wieder lösen und weiter … Wenn man oben angekommen ist, löst man die Eispickel wieder aus dem Eis, stellt sich steif Aufrecht und lässt sich dan langsam, nach hinten kippen, so dass man komplett auf seinen Füßen steht. Durch das Seil ist man ja gesichert. Es ist trotzdem ein seltsames Gefühl. Dann läuft man quasi rückwärts wieder die Wand hinunter, die Arme stehts frei und der Guide gibt langdam Seil, dass man nach unten kommt.
Bei dem ein oder anderen merkt man, dass es das erste Mal ist, aber letzt endlich sind alle sicher hochgekommen.
Dann klettert muß der Guide einmal hochklettern und prüfen, ob die Verankerungen des Seils im Eis noch fest ist. Dazu brauch er eine Sicherungsperson. Ich bekomme den Sicherungsachter und den Karabiner und sichere ihn ab.
Er fetzt die Verankerungen neu und kommt dann auch gesichert wieder runter. Er fragt, wer noch einmal hoch möchte. Da sich zunächst keiner traut, mache ich den Anfang. Diesmal geht es deutlich schneller als beim ersten Mal, man hat jetzt den Kniff raus. Jetzt wollen die anderen auch noch einmal. Zuletzt der Slovene. Irgendwie hab ich das Gefühl er will etwas beweisen, da es beim ersten Versuch nicht so ganz geklappt hat. Er haut die Crampons ins Eis und steigt hoch. Dann will er wieder die linken Crampons ins Eis hauen – trifft aber seinen rechten Unterschenkel. Er sagt zwar nichts klettert aber nicht wirklich weiter sondern meint, er möchte abgeseilt werden.
Unten angekommen verzieht er immer noch keine Miene, man sieht nur, dass seine Hose eingerissen ist. Der nächste klettert hoch. Dann fragt seine Freundin den Guide ob er Verbandsmaterial dabeihabe. Er schaut sich die Wunde an. Sie ist ziemlich tief, blutet aber nicht so stark. Dann desinfiziert er die Wunde und verbindet sie. Er meint die Wunde sollte mit ein-zwei Sticken genäht werden später. Der Slovene verzieht keine Miene und meint auf die Frage ob er Schmerzen habe „er lebe noch“.
Dann machen wir uns wieder zurück zu den Stufen. Dis dahin geht es wieder über die Eisfläche, es macht so viel Spaß! Wir sehen zwischenzeitlich wieder andere kürzere Touren, die nur am Rande des Gletschers laufen und bei weitem nicht so weit hoch wie wir. Dann kommen wir wieder an den Stufen an und es geht zurück auf den Felsen. Wir ziehen die Klettergurte und die Crampons aus und laufen zurück zum Bootsanleger. Nach der Überfahrt geben wir die Eispickel und die Crampons sowie den Helm wieder ab und so schnell sind fast 6,5 Stunden verflogen.
Es hat so super viel Spaß gemacht, dass wir uns sicher sind, dass war nicht die letzte Gletschertour die wir unternehmen.
Zurück am Wohnmobil fahren wir kurz ein Stückchen ins das Gletschermuseum Breheim-Senter und schauen uns die Ausstellung sowie einen Film über den Gletscher an. Dann geht es ein Stück die gleiche Route zurück, so kommen wir auch wieder an dem Campingplatz vorbei, auf den wir zwei Tage geschlafen haben, wir fahren aber weiter. Etwa eine Stunde später stellen wir uns auf einen anderen Platz und kochen unser Abendessen. Morgen soll es über einen Pass gehen. Wir schauen was wir sonst noch so machen. Dann gehen wir mit super vielen schönen Eindrücken von heute schlafen.

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